Als ich «Blue» gekauft hatte, war der Plan eigentlich schon klar. Ca. zwei Wochen erstmal etwas ankommen lassen und dann mit dem Training beginnen. Grob gesagt, Aufbau der Muskulatur und vorbereiten aufs Anreiten. Im Herbst sollte er dann soweit sein, dass wir die ersten Reitversuche starten konnten. Sollte! Nach zwei Wochen stellte sich nämlich heraus: dieser Plan wird nicht möglich sein. Blue konnte weder still am Putzplatz angebunden stehen, noch die Hufe geben und auch das Aufhalftern erwies sich als schwierig. Nachdem er sich dann noch einen Mückenstich auf der Nase aufgekratzt hatte war es komplett vorbei mit Halftern. So überlegte ich mir, was muss eigentlich ein Jungpferd können?
Gut die Frage ist grundsätzlich in der heutigen Zeit einfach zu beantworten: Als Fohlen bereits Halftern und Führen, Hufe geben. Nach dem Absetzen Fohlenweide bis ca. 2 ½ je nach Züchter auch etwas länger. Danach geht’s eigentlich schon ans Einreiten und mit 3-4 jährig stehen dann bereits die ersten Turniere auf dem Plan. Aber ist das überhaupt pferdegerecht oder grenzt das schon an Tierquälerei? Und wie bildet man das Pferd überhaupt aus, was ist mit den Basics?
Ehrlich, ich war schon auf so vielen Turnieren und wann immer es geht, werfe ich dort einen Blick auf den Abreitplatz oder laufe gerne durch die ganzen geparkten Autos mit den Anhängern. Dort sieht man nicht das hübsche 5-jährige Springpferd, dass die Nullerrunde springt und am Schluss den Gewinn einstreicht. Nein, dort sieht man wie ungern das Pferd in den Hänger will. Wie es am Hänger angebunden keine Sekunde still stehen kann, scharrt, versucht wegzulaufen, zu fressen o.ä. Auf dem Abreitplatz sind die Bilder nicht schöner. Auch dort sehe ich regelmässig Einsätze von verbotenen Hilfsmitteln oder einen übermässigen Gebrauch der Sporen, Peitschen oder ein immenses Gezerre an den Zügeln. Das Maul vom Pferd dabei weit aufgerissen, den Blick in den Augen dieser Pferde will ich gar nicht erst beschreiben. Versteht mich nicht falsch, es gibt durchaus auch Pferde und Halter die alles im Griff haben aber für die Meisten ist das alles nur enormer Stress.
Der Mensch ist überfordert mit dem Pferd und warum? Weil 1. Die Pferde eine schnelle und nicht gerade pferdefreundliche Grundausbildung hatten, es ist schlichtweg keine Zeit übrig für Basicübungen, 2. Die Basics nicht gefestigt wurden und 3. Der Mensch keine Ahnung von Pferdesprache hat.
Ja das klingt vielleicht hart und auch traurig, aber überlege mal, wann hast du das letzte Mal mit deinem Pferd Basics wie das z.B. Stillstehen trainiert? Oder wann warst du das letzte Mal einfach mal ein paar Stunden bei deinem Pferd und hast es einfach nur beobachtet? Und warum sollte man so etwas banales auch überhaupt tun? Ganz einfach, Bindung! Dein Pferd nimmt dich nie als Partner wahr wenn du es nicht verstehst und auch kein Interesse zeigst dies zu ändern. Und damit meine ich kein verhätscheln, liebhaben oder zu Tode füttern, sondern eine Beziehung auf gleicher Ebene, welche auf Verständnis basiert und zwar von beiden Seiten!
Und damit kommen wir wieder zum Titelthema. Basics müssen gefestigt sein und zwar so sehr, dass dein Pferd im Schlaf den Ablauf kennt. Sodass es ruhig angebunden stehen kann und nicht schon Stress hat, wenn man mit dem Halfter um die Ecke kommt. Am besten bringt man dies einem Pferd in sehr jungen Jahren (also mit 2 oder 3) bei, denn so hat man später keine Probleme mehr. Nur wie man sieht ist das meist ein Thema dass der Mensch als nicht so wichtig ansieht.
Wie man einem Pferd auch später noch die Basics beibringen kann, wie man das überhaupt angeht und was Basics mit Bindung zu tun hat, im nächsten Post.
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